Der Hund ist ein Makrosmatiker.

Ein was…? Ein Großriecher, das heißt, bei ihm ist der Geruchsinn sehr gut entwickelt und dieser Geruchsinn spielt die Hauptrolle innerhalb der anderen Sinne des Hundes. Andere Wörter für Geruchsinn sind Riechwahrnehmung, olfaktorischer Sinn oder olfaktorische Wahrnehmung.

Der Hund “sieht” die Welt mit seiner Nase, so wie wir die Welt mit unseren Augen wahrnehmen. Sein Urvater, der Wolf, kann die Witterung von Artgenossen oder Beutetieren über 2 bis 3 Kilometer Entfernung aufnehmen, was für ihn überlebensnotwendig ist. Aber auch die Kommunikation zwischen Wölfen oder zwischen Hunden geschieht durch die Sprache der Gerüche: Kommunikation findet durch Duftstoffe wie Harn, Kot, Analsekrete und Pherorome (Duftbotenstoffe, wie z. B. Sexualhormone) statt.

Deshalb ist jede Beschäftigung, die über den Geruchsinn des Hundes abläuft, artgerecht, das heißt, die angeborenen Verhaltensweisen werden berücksichtigt. Deshalb liebt der Hund jegliche Form der Nasenarbeit, sei es, um einen Geruch anzuzeigen oder um eine Spur aufzunehmen und zu verfolgen.

Natürlich durch die Nasenarbeit, und hier gibt es so viele tolle Möglichkeiten!

Wollen wir die Nase für etwas Schnelles zwischendurch einsetzen, wollen wir uns in ein spezielles Thema der Nasenarbeit vertiefen oder wollen wir gar mehrere Nasenarbeitsthemen in Angriff nehmen?

Zuerst müssen wir uns überlegen ob der Hund eine bestimmte Duftquelle erkennen und uns anzeigen soll oder eine Spur verfolgen soll.

Geruch erkennen und anzeigen

• Leckerchen suchen
• Den Geruch seines Menschens finden, z. B. beim Tannenzapfenspiel
• Einen bestimmten Geruch finden, z. B. Trüffel suchen
• Einen bestimmten Geruch aus anderen Gerüchen unterscheiden: z. B. Kamille zwischen anderen Teesorten
• Verlorenen Gegenstand suchen, z. B. seines Menschen oder von fremden Personen

Einen Duft anzeigen durch Kinn auflegen oder mit Würstchenwasser oder Wienerwürstchen eine Spur ziehen

Eine Spur verfolgen

• Gelegte Spur mit Leckerchen, Käse
• Gesprühte Spur mit Würstchenwasser
• Fährtenspur Spur seines Menschen (Eigenspur)
• Fremde Spur (Mantrailing) 

Ich möchte zuerst mit einem Beispiel auf Variante 1 eingehen.

Eine wunderbare Schnüffelaufgabe besteht darin, einen bestimmten Geruch zu finden und anzuzeigen.

Ich nehme das Beispiel Vanilleduft, du kannst natürlich auch einen anderen Geruch nehmen, wie Kamille, Salbei, Rosen, Steinpilze oder was auch immer dir vorschwebt.

VORBEREITUNGEN

Du kann eine Vanilleschote nehmen, aber auch Vanillearoma, welches man im Backregal findet. Das Aroma hat den Vorteil, dass es schon flüssig ist und sich somit gut auftragen lässt.

Als nächstes brauchst du noch Trägermaterial, also Gegenstände, auf die der Vanilleduft aufgetragen wird. Zu Beginn benutze ich gerne Bierdeckel, du kannst aber auch Gaze, Stofffetzen, Korken oder Holzklammern nehmen.

Dein Hund sollte den Clicker kennen, alternativ kannst du mit einem Markerwort arbeiten (fein, gut, yes,…).

Nun brauchst du gute Leckerchen, welche sehr klein vorbereitet werden können.

Dann solltest du dir ein Startritual überlegen. Wie sagst du deinem Hund, dass er Vanille anzeigen soll? Wie ist die Position deines Hundes? Neben oder vor dir, liegend oder stehend? Hier gibt es viele Möglichkeiten. Vielleicht hat er eine Leine an? Möchtest du ihn mit einem Wort- oder Körpersignal losschicken?

Als Anzeige reicht uns im Moment das Anstubsen des Gegenstandes mit der Nase aus.

Hier kommen die Trainingsschritte. Du kannst natürlich immer einen Zwischenschritt einlegen, wenn du das Gefühl hast, dass es für deinen Hund zu schwer ist. Du fängst mit dem nächsten Trainingsschritt erst an, wenn dein Hund den vorherigen Schritt zuverlässig ausführt. 

1. Der Vanillegeruch auf dem Bierdeckel taucht vor der Hundenase auf. Dein Hund wird sich in Richtung des Geruchs oder des Bierdeckels wenden.

   Click oder Markerwort, die Belohnung bekommt dein Hund in der Nähe des Geruchs. Dabei musst Du schnell und die Handgriffe wollen gut überlegt sein!

   Wichtig: Nach der Belohnung sollte die Geruchsquelle sofort aus dem Blickfeld deines Hundes verschwinden, z. B. hinter deinem Rücken.

    

2. Nach zwei bis drei Durchgängen hast du die Hundenase schon am Bierdeckel.

   Wichtig: Der Click oder das Markerwort sollen just in dem Moment kommen, in dem die Nase den Geruch berührt, du musst also gut im Timing sein. Denke daran, dass die Belohnung direkt an der Geruchsquelle gegeben wird.

    

3. Nun kannst du langsam, zentimeterweise, die Position des Deckels variieren. Links, rechts, hoch, tief.

   Achtung: Wenn dein Hund schon sehr sicher ist, kannst du den Click oder das Markerwort ein wenig hinauszögern.

    

4. Dann kannst du dazu übergehen den Bierdeckel mit Vanillegeruch auf den Boden zu legen. Auch hier arbeitest du dich wieder zentimeterweise heran.

    

5. Anschließend baust du etwas Distanz zwischen dem Geruch und deinem Hund auf. Hierzu lässt du deinen Hund warten und legst den Geruch aus. Später sollte dein Hund auf zwei bis drei Meter Distanz zum Geruch laufen.

   Achtung: Hier kannst du jetzt dein Startritual mit einbringen. Bei jedem Loslaufen gibst du deinem Hund dein Signal zum Suchen des Vanilledufts.

    

6. Jetzt kannst du den Bierdeckel auch mal hinter ein Objekt legen oder mit etwas sehr Leichtem (Küchenhandtuch) teilweise zudecken.  

   Ein selbstgebasteltes Trümmerfeld eignet sich hervorragend um Etwas zu verstecken. 

    

7. Bis jetzt hat dein Hund dich immer beim Auslegen des Geruchs beobachtet. Nun versteckst du deinen Bierdeckel, ohne dass er zuschauen kann, und schickst ihn dann mit deinem Startritual los.

    

8. Um sicher zu sein, dass dein Hund den Vanillegeruch nicht mit dem Bierdeckel verknüpft hat, trägst du den Geruch zusätzlich auf andere Gegenstände auf und lässt ihn suchen.

    

9. Als letzten Schritt baust du eine Ablenkung ein. Wenn du bis jetzt im Zimmer geübt hast, dann gehe vielleicht in ein anderes Zimmer, in den Garten oder in den Wald, um deinen Geruch zu verstecken.

   Anmerkung: Falls du deinen Hund nicht ableinen möchtest, kannst du auch ruhig die Leine locker in der Hand halten.

Dein Hund soll zielstrebig auf dein Signal hin loslaufen und den Vanillegeruch finden. Dabei spielt es keine Rolle, worauf der Geruch aufgetragen wurde oder wo sich die Quelle befindet. Das Anstubsen mit der Nase ist das Zeichen des erfolgreichen Findens für dich!

Ich würde mich freuen, wenn ich deine Neugierde geweckt hätte und du dieses Schnüffelspiel mit deinem Hund ausprobieren möchtest!

Tauche ein in die Nasenwelt deines Hundes und sei gespannt darauf, wieviel Spaß euch diese artgerechte Beschäftigung für deinen Hund machen wird!

Los geht’s, fang gleich an!

Jacqueline